Wie kommt es denn dazu, dass wir uns so „steuern“ lassen?
Unsere Emotionen können zu Konsum führen. Dieser Konsum hat dann oft wieder Emotionen als Folge. Leider sind diese nicht immer positiv. Das schlechte Gewissen kommt oft schon mit den ersten Bissen auf. Man resigniert und zack, wird die Packung restlos geleert.
Während dieses Vorganges findet in unserem Kopf ständig der bereits angesprochene innere Dialog statt: „Das habe ich mir heute wirklich verdient“ -> Griff zur Schokolade -> Erstes Schokoladenstück wird oft nebenbei konsumiert -> Unbewusst ist das erste Stück schon weg und die Schokolade noch gar nicht richtig „geschmeckt“ worden -> Es wird die restliche Tafel geholt -> Ein weiteres Stück wird gegessen -> Gedanken wie „jetzt ist es eh schon egal“ kommen auf. -> Der Rest der Tafel wird verzehrt. -> Mit dem letzten Bissen ist keine Spur mehr von Genuss und gutem Gefühl der Belohnung zu finden.
Wie kann ich denn den inneren Dialog stärken?
Es ist durchaus möglich, diese Spirale zu durchbrechen. Man sollte sich aber im Klaren sein, dass dies nicht von heute auf morgen geht. Sie müssen Energie investieren und auch mit Rückschlägen rechnen. Zu Beginn ist es wichtig, die Gründe für die Nahrungsaufnahme zu erkennen.
Selbstwahrnehmung ist die Grundlage für selbstreguliertes Handeln in eine gesunde Richtung. Beobachten Sie sich selbst – erkennen Sie die Gefühle, die Sie umtreiben, wenn Sie nicht aus Hunger zum Essen greifen. Ein Ess-Gefühlstagebuch kann helfen. Notieren Sie sich bei jeder Mahlzeit/Snack, warum Sie gegessen haben – Ehrlichkeit zu sich selbst ist bei diesem Schritt sehr wichtig! Versuchen Sie die Ursache für Ihr Gefühle zu ergründen und eine Lösung zu finden.
Testen Sie achtsamkeitsbasierte Techniken aus, die Hunger- und Sättigungswahrnehmung und Selbststeuerung des Essverhaltens fördern. Hier kann ein sogenannter Ressourcenkoffer helfen. Dieser wird in guten Zeiten mit Techniken gefüllt, die statt des Essens durchgeführt werden können.
Was können das für Techniken sein? Haben Sie ein paar Tipps für die Stress-Essenden unter uns?
Ärger, Stress und Frust lösen sich keinesfalls durch Essen auf. Teilweise wird durch Frustessen Stress und Frust noch größer. Nicht nur aus dem Grund ist es wichtig, sich mit dem Thema Stress und wie er gehandhabt werden kann, zu beschäftigen. Stress führt zur Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol. Diese Hormone werden durch Essen nicht abgebaut – aber durch verschiedene andere Dinge wie Bewegung, Meditation, Atem-Techniken, …. Finden Sie Ihr persönliches Anti-Stress-Medikament!
Durch Selbstreflexion kann es gelingen, Stressoren, wie beispielsweise Beziehungsprobleme, Ärger auf der Arbeit oder auch eigener Leistungsdruck, rechtzeitig zu erkennen und zu eliminieren. Falls dies nicht möglich ist, kann man versuchen, die eigenen Gedankenmuster umzustrukturieren. Fragen Sie sich zum Beispiel, was im schlimmsten Fall geschehen kann, wenn etwas schiefgeht – und dann auch, was im besten Fall passieren kann.
Es gibt verschiedene Wege – es lohnt sich diese auszuprobieren und an Gelassenheit zu gewinnen sowie emotionales Essen zu erkennen und zu verhindern.
Ich esse ja gerne beim Fernsehen – ohne meine Chips oder Gummibärchen geht gar nichts! Oder wenn ich gelangweilt bin.
Ich denke, das kennen viele von uns! Ich selber habe dies auch erst während des Studiums realisiert. Zum Glück – so konnte ich es ändern. Selbsterkenntnis ist immer der erste Schritt zur Besserung. Natürlich passiert dies nicht über Nacht, aber wenn man sich Zeit gibt und daran arbeitet, ist es möglich, sich von solchen Gewohnheiten zu lösen.
Bei Langeweile liegt es auf der Hand – suchen Sie sich eine andere Beschäftigung. Auch hier eignet sich ein Ressourcenkoffer. Legen Sie sich eine Box an, in die Sie Zettel mit verschiedenen Aktivitäten legen. Dies können Hobbies sein, aber auch Dinge, die im Haushalt anliegen. Es sollte aber nichts sein, was Sie absolut gar nicht ausstehen können. Wenn Sie dann in der Situation sind, in der Sie zur Schokolade greifen wollen, greifen Sie stattdessen in die Box und ziehen einen Zettel raus. Was Sie notiert haben, üben Sie nun aus. Und hoffentlich verschwindet der Drang nach der Schokolade von alleine.
Diese Methode mag banal klingen, aber ist sehr effektiv, da unser Gehirn in den Situationen meist nicht mehr fähig ist, von alleine auf diese Alternativen zu kommen. Der Ressourcenkoffer ist also für verschiedenste Situationen eine hilfreiche Sache.