Unabhängig vom Glauben und von religiösen Bräuchen nehmen viele Menschen die Fastenzeit aber auch einfach zum Anlass, um bewusster zu essen, auf bestimmte Konsumgüter zu verzichten oder um ein paar Pfunde zu verlieren. Natürlich können individuelle Fastenzeiten oder -tage auch ganz unabhängig von bestimmten Daten oder Feiertagen eingelegt werden.
Sehr häufig ist im Moment von Intervallfasten die Rede. Kannst du uns erklären, was das ist?
Intervallfasten – auch intermittierendes Fasten genannt – ist eine Methode, bei der tage- oder stundenweise auf das Essen verzichtet wird. Ihr werden unterschiedliche positive Effekte auf den Stoffwechsel zugeschrieben, zum Ziel hat sie oft auch eine langfristige Gewichtsreduktion. Im Gegensatz zu anderen Arten des Fastens ist das Intervallfasten nicht zeitlich begrenzt, sondern kann, je nach Wunsch und Bedarf, auch dauerhaft praktiziert werden. Die Phasen von Nahrungsaufnahme und Nahrungsverzicht fallen je nach Form des Intervallfastens unterschiedlich aus. Es gibt die Möglichkeit, jeden Tag 16 Stunden zu fasten und acht Stunden zu essen, die Variante, an fünf Tagen normal zu essen und an zwei Tagen auf Nahrung zu verzichten und die Methode, jeden zweiten Tag zu fasten.
Fallen dir noch weitere Arten von Fasten ein?
Es gibt jede Menge Fasten-Methoden, allerdings sind nicht alle empfehlenswert. Mir fallen da spontan zum Beispiel das Heilfasten oder das Basenfasten ein. Die bekannteste Form des Heilfastens geht auf den Arzt Otto Buchinger zurück. Dabei wird dem Körper im Gegensatz zum totalen Fasten eine geringe Menge an Energie, Vitaminen und Mineralstoffen zugeführt. Es wird von gesunden Menschen zum Einstieg in eine Gewichtsreduktion angewendet oder bei bestimmten Krankheiten praktiziert – zum Beispiel bei Diabetes Typ2 oder Bluthochdruck. Neben positiven Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit kann das Heilfasten auch die Stimmung verbessern und die Psyche stabilisieren. Idealerweise sollte es von Therapeuten oder von Ärzten betreut werden, die für die Fastentherapie zertifiziert sind.
Dem Basenfasten liegt die These zugrunde, dass das Verhältnis von Säuren und Basen im menschlichen Körper wichtige Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Ausgehend von dieser These wird für einen bestimmten Zeitraum auf säurebildende Lebensmittel verzichtet, um den Stoffwechsel zu entlasten. Lebensmittel, durch die besonders viele Säuren entstehen, sind beispielsweise Fleisch und Fisch, Käse, Weißmehlprodukte, Zucker und Alkohol. Die Annahme, dass säurebildende Lebensmittel den Stoffwechsel stören, ist allerdings nicht wissenschaftlich belegt.
Du hast am Anfang gesagt, dass man auch den Verzicht auf bestimmte Genussmittel oder Konsumgüter als Fasten bezeichnen kann. Hast du ein Beispiel dafür?
Manche Menschen nehmen sich zum Beispiel vor, für eine bestimmte Zeit auf Alkohol oder auf Süßigkeiten zu verzichten oder mal ohne Shopping auszukommen. Außerdem fällt mit hier noch „Digital Detox“ als Beispiel ein. „Digital Detox“ – auf Deutsch „Digitale Entgiftung“ – soll dem Stress durch ständige Erreichbarkeit entgegenwirken und bezeichnet den bewussten Verzicht auf das Smartphone oder andere digitale Geräte und das Internet. Ziel ist es, wieder mehr in Kontakt mit sich selbst und seiner Umgebung zu kommen.
Das ist wirklich spannend, wie viele unterschiedliche Arten von Fasten es gibt! Hast du ein Fazit für uns, welche davon du für empfehlenswert hältst?
Grundsätzlich ist es immer ratsam, sich ärztlichen Rat einzuholen, bevor man sich für ein Fasten entscheidet. Damit kann man sichergehen, dass man sich wirklich etwas Gutes tut und nicht beispielsweise Medikamente wirkungslos werden. Wenn das Fasten als Anlass gesehen wird, das eigene Ernährungsverhalten zu überdenken und zu ändern, ist es eine wirkungsvolle Sache. Intervallfasten bietet sich hier als eine gute Methode an, allerdings ist es wichtig nicht einfach nur weniger, sondern auch gesünder und abwechslungsreicher zu essen. Auch das digitale Entgiften kann, vor allem in der derzeitigen Pandemie, eine gute Idee sein, um mal wieder richtig abschalten zu können und sich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren.
Persönlich halte ich von Basenfasten nichts, aber wenn man sich damit grundsätzlich gesünder ernährt als vorher, ist dagegen nichts einzuwenden. Sollten einem die Einschränkungen aber große Probleme bereiten, ist eine andere Ernährungsweise vielleicht die bessere Wahl. Ganz wichtig bei jeder Fasten-Variante ist aber, dass man darauf achtet, alle notwendigen Makro-und Mikronährstoffe aufzunehmen, damit der Körper mit allem gut versorgt ist. Denn jede Einschränkung bringt die Gefahr, in eine Mangel-Situation zu kommen.
Vielen Dank!