Sie wird in der westlichen Bevölkerung immer häufiger durchgeführt. Neueste Erhebungen wie die Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse geben an, dass im Jahr 2019 in Deutschland knapp ein Prozent der Bevölkerung eine vegane Ernährung gewählt hat. Konsequente Veganer verzichten auch auf Honig, auf Grund der Bedingungen, zu denen der Honig gewonnen wird, und auf Kleidungsstücke oder Gegenstände aus Leder und Fell. Zusatzstoffe und Lebensmittel, bei deren Herstellungsprozessen tierische Bestandteile verwendet werden, werden zudem komplett gemieden.
Im Gegensatz dazu verzichten Vegetarier nur auf Fleisch und Fleischprodukte. Je nach Ausprägung werden Fisch, Eier und/oder Milchprodukte gegessen.
Ist vegane Ernährung gesund?
Die Frage kann man nicht so einfach mit Ja oder Nein beantworten. Auch bei veganer Ernährung kommt es drauf an, was und wie man isst. So genannte „Pudding-Veganer“ ernähren sich trotz des Aspekts der pflanzlichen Lebensmittel eher ungesund, da ein Großteil ihrer Ernährung aus Fast Food und süßen Speisen besteht.
Wird der Fokus jedoch auf viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte gelegt und frisch gekocht, kann die vegane Ernährung – mit Einschränkungen – als sehr gesund bezeichnet werden. Viele Studien belegen, dass sich pflanzliche Lebensmittel sehr vorteilhaft auf die Gesundheit auswirken können, wohingegen tierische Lebensmittel, vor allem Fleisch und Fleischprodukte, mit einigen ernährungsabhängigen Krankheiten in Verbindung gebracht werden können, beispielsweise Herzkreislauf-Erkrankungen und Krebs.
In unserer Kundenzeitschrift pulsprivat hat Dr. Andreas Michalsen, der Professor für klinische Naturheilkunde in der Charité Berlin ist, sich sehr positiv über vegane Ernährung geäußert. Er zitierte die Studie des US-amerikanischen Kardiologen Dean Ornish, die nachweisen konnte, dass eine überwiegend vegane und fettarme Kost positive Auswirkungen auf die Gesundheit herzkranker Patienten hatte. Könntest du die wichtigsten Ergebnisse der Studie für uns zusammenfassen?
Die vor über 20 Jahren durchgeführte Studie konnte eine Verbesserung der Blutfettwerte und des Blutdrucks feststellen. Zudem verloren die Studienteilnehmer Gewicht, und Gefäßverkalkungen in den Herzkranzgefäßen begannen sich zurückzubilden. Dies wurde durch eine nahezu vegane und fettarme Ernährung und Maßnahmen zur Stressreduktion erreicht. Milchprodukte wurden in geringem Maß noch verzehrt. Die verordnete Ernährung war außerdem abwechslungsreich und gesund und beinhaltete viel Obst und Gemüse und viele Ballaststoffe.
Trotzdem muss man die Ergebnisse mit Vorsicht genießen. Zum einen waren die Teilnehmer schwer herzkrank und zum anderen war die Ernährung nicht nur fast vegan, sondern auch fettarm. Es kann also nicht genau gesagt werden, wie das Ergebnis der Studie bei gesunden Teilnehmern ausgefallen wäre und in welchem Maß die fettarme Ernährung mitverantwortlich war. Zu fettarmer Ernährung gibt es zahlreiche Studien, die belegen, dass sich diese gut auf das Herzkreislaufsystem und die Blutfette auswirken kann. Trotzdem liefert die Studie von Ornish sehr interessante Ergebnisse.
Professor Michalsen erläutert in seinem Artikel auch, dass Fleisch wenige Nährstoffe enthält, dass der Fleischkonsum dafür aber viele gesundheitliche Risikofaktoren birgt, zum Beispiel durch gesättigte Fette, tierisches Eiweiß, Antibiotikarückstände, Hormone oder Viren. Essen wir zu viel Fleisch?
Fleisch ist eine sehr gute Eiweißquelle, da die biologische Verfügbarkeit für den menschlichen Körper bei tierischem Eiweiß besser ist als bei pflanzlichem. Aber ja, heutzutage finden sich vor allem in konventionell produziertem Fleisch Antibiotikarückstände. Auch isst der oder die Durchschnittsdeutsche zu viel Fleisch und Fleischprodukte. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 300 bis 600 Gramm pro Woche – die verzehrte Menge liegt aktuell aber deutlich darüber, 2019 zum Beispiel bei über einem Kilogramm pro Kopf!
Ein kompletter Verzicht auf Fleisch ist tatsächlich nicht zwingend notwendig, jedoch sollte jeder darüber nachdenken, wie er oder sie den Fleischkonsum reduzieren kann. Für die Gesundheit und die Umwelt hilft jeder Tag mehr, an dem kein Fleisch gegessen wurde. So kann sich jeder langsam an einen geringeren Verzehr herantasten. Außerdem sollte die Herkunft des Fleisches überdacht werden. Lieber regional und biologisch produziert beim Metzger des Vertrauens kaufen als beim Discounter. Das Fleisch wird zwar teurer aber qualitativ hochwertiger sein und, wenn man es sich seltener gönnt, kann man auch mal mehr ausgeben.