Hülsenfrüchte, Nüsse, Lachs, Avocado, Tomaten, Orangen

Prävention von Diabetes

Richtig essen macht gesund

Im Rahmen unserer Serie „Richtig essen macht gesund“ beschäftigen wir uns damit, wie sich unsere Ernährung auf unterschiedliche Krankheitsbilder auswirken kann. Dazu sprechen wir mit unserer Ernährungsexpertin Frauke Vor dem Berge. Sie ist studierte Ökotrophologin und bei der BAHN-BKK als Referentin für Betriebliches Gesundheitsmanagement tätig. Heute: Prävention von Typ 2 Diabetes.

Bevor wir ins Thema Ernährung bei Diabetes einsteigen: Gibt es verschiedene Arten von Diabetes und wie unterscheiden sie sich?

Diabetes mellitus, oder umgangssprachlich „Zucker“ genannt, fasst verschiedene Störungen des Kohlenhydrat-Stoffwechsels zusammen, die durch erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet sind. Die beiden bekanntesten Formen sind Diabetes Typ 1, welcher eine Autoimmunerkrankung mit Insulinmangel ist, und der durch den Lebensstil erworbene Diabetes Typ 2, bei dem ein Insulinwirkverlust herrscht.  Am häufigsten treten Diabetes Typ 2 (95 Prozent) und Diabetes Typ 1 (etwa fünf Prozent) auf. Die Bezeichnung "Diabetes Typ 3" wird für mehrere Diabetes-Formen verwendet, die unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehören beispielsweise die Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, vererbte genetische Defekte oder Störungen des Hormonsystems. Der sogenannte Gestations- oder Schwangerschaftsdiabetes gilt als Diabetes Typ 4.

Mitarbeiterin Frauke vor dem Berge

Seit Jahren gibt es immer mehr Menschen, bei denen Diabetes diagnostiziert wird. Ist Diabetes-Typ 2 eine Zivilisationskrankheit, die von unserem aktuellen Lebensstil befördert wird?
Leider kann ich das nur bejahen. Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gibt es in Deutschland aktuell mehr als 8,5 Millionen Menschen mit Diabetes. Pro Jahr kommen mehr als 600 000 Neuerkrankungen hinzu. Das entspricht etwa 1.600 Neuerkrankungen pro Tag.

Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer: Zusätzlich zu den 8,5 Millionen Menschen mit Diabetes wissen laut der DGG weitere zwei Millionen noch nicht von ihrer Erkrankung.

Früher würde Typ 2 Diabetes auch als Altersdiabetes bezeichnet, da er größtenteils ältere Menschen betroffen hat. Inzwischen erkranken aber sogar vermehrt auch Kinder und Jugendliche daran. Ein Grund dafür sind starkes Übergewicht und mangelnde Bewegung, die immer mehr junge Menschen betreffen.
 
Das bringt uns direkt schon zur Frage nach den Ursachen von Typ 2 Diabetes. Welche gibt es da?
Es gibt häufig mehrere Ursachen für die Entstehung von Diabetes Typ 2. Erbliche Faktoren spielen eine Rolle, wenn beispielsweise die Eltern oder andere nahe Verwandte Diabetes Typ 2 haben. Und dann natürlich auch die eben schon erwähnten Faktoren Übergewicht und Bewegungsmangel, welche dann eine verminderte Insulinempfindlichkeit (Insulinresistenz) und eine gestörte Ausschüttung von Insulin bewirken können. Dieses Hormon spielt eine sehr wichtige Rolle im Stoffwechsel, vor allem in dem von Kohlenhydraten. Es sorgt dafür, dass Glukose aus dem Blut in die Zellen eingeschleust wird und sich dadurch der Blutzuckerspiegel wieder absenkt. Alle Zellen verfügen auf ihrer Oberfläche über viele Insulinrezeptoren. Wenn also die Insulinempfindlichkeit abnimmt, ist der Körper nicht mehr in der Lage, ausreichend Glucose in die Zellen zu bringen, die dieses als Energielieferant benötigen. Die daraus resultierende Stoffwechsellage kann dann unter Anderem Sehstörungen, Schlaganfall, Nierenversagen und Herzinsuffizienz verursachen.
 
Wie erkenne ich denn, dass ich einen Diabetes entwickelt habe? Haben Hausärztinnen und Hausärzte das im Blick?
Symptome, die man selber bemerkt, tauchen leider meistens zu spät auf. Anfangs verursacht er kaum Beschwerden. Deshalb kann er lange unentdeckt bleiben, oft über Jahre. Hier muss man sich also auf die ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen verlassen. Deshalb ist es auch sehr wichtig, sich regelmäßig durchchecken zu lassen. Vor allem, wenn man Übergewicht hat oder schon andere Vorerkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck.

Dennoch kann es zu Symptomen kommen, welche allerdings relativ unspezifisch sind und auch auf andere Erkrankungen hindeuten können: häufiges Wasserlassen, Durst, Abgeschlagenheit, Neigung zu Infektionen, schlecht heilende Wunden und trockene oder juckende Haut. Wer eines oder mehrere dieser Symptome an sich feststellt, sollte unbedingt die Blutzucker-Werte überprüfen lassen, um nicht einen Diabetes zu übersehen.
 
Worauf sollten unsere Leser und Leserinnen bei einer bewussten Ernährung zur Prävention von Typ 2-Diabetes achten?
Wie bei vielen Dingen ist die Antwort eine ausgewogene und bewusste Ernährung, die Übergewicht verhindert. Auch wenn man bei Diabetes zuerst an den Zuckerkonsum denkt, ist dies nicht alleine die Lösung. Auch Personen, die keinen Zucker verzehren, sich aber kalorienreich ernähren und übergewichtig sind, können einen Diabetes entwickeln.

Bei den Mahlzeiten sollte der Teller zur Hälfte mit Obst und Gemüse gefüllt sein, ein Viertel mit einer Eiweißquelle und ein weiteres Viertel mit einer Kohlenhydratquelle, zusätzlich dazu noch gute Fettquellen. Dies bedeutet vor allem pflanzliche Fette in Form von guten Speiseölen (beispielsweise Lein- oder Olivenöl), Nüssen und Samen, selten auch mal Fisch. Die Kohlenhydrate sollten Mehrfach-Zucker sein, also Vollkornprodukte und ab und zu stärkehaltige Produkte wie Kartoffeln und Reis. Bei den Eiweißquellen sollte man auch den pflanzlichen den Vorzug geben, tierische Quellen sollte einen geringeren Anteil ausmachen und fettarm sein. Hier kann man sich durch das reichhaltige Angebot der Hülsenfrüchte probieren, beispielsweise verschiedene Linsenarten, Bohnen und Erbsen.

Natürlich sind Süßigkeiten, Chips und Fast Food nicht per se verboten, jedoch sollte man sich darüber bewusst sein, dass sie viele Kalorien, aber wenige gesundheitsförderliche Nährstoffe enthalten. Hin und wieder kann man sich das aber mal gönnen, bewusst und mit Genuss.

Was ist denn eigentlich mit Süß- und Zuckeraustauschstoffen und den sogenannten „Light“-Produkten? Helfen diese Produkte bei der bewussten Ernährung?
Wenn man sich sehr zuckerreich ernährt, kann es für den Anfang auf jeden Fall helfen, einen Teil des Zuckers mit Alternativen wie Süß- und Zuckeraustauschstoffen zu ersetzen. Dies ist jedoch nichts, was ich langfristig empfehle. Zum Einen können Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit und Mannit abführend wirken, zum Anderen können Süßstoffe wie Aspartam sich auf die Darmgesundheit auswirken. Außerdem ist es so, dass wenn wir immer nur den Stoff austauschen, aber die Süßkraft bleibt, wir immer auf die hohen Mengen an Süßmitteln angewiesen sein werden, damit etwas süß schmeckt.

Besser ist es, den Süßgeschmack zu trainieren. Hier kann es helfen, einen „Zuckerentzug“ zu machen. Entweder in der radikalen Variante, also direkt auf jeglichen zugesetzten Zucker zu verzichten (Obst ist in Ordnung). Oder aber in der langsamen Variante den Süßigkeiten-Konsum nach und nach senken und, wenn man zum Beispiel Kaffee etc. süßt, die Menge zu reduzieren. So können die Geschmacksknospen trainiert werden und benötigen immer weniger Zucker. Sollten Sie den radikalen Entzug wählen, werden Sie nach 2-3 Wochen merken, wie die Lust auf Süßigkeiten verschwindet. Der Anfang ist hart und kann beispielsweise von Kopfschmerzen begleitet sein, aber es lohnt sich dranzubleiben.

Wichtig ist hierbei immer die Zutatenlisten und Nährwerttabellen im Blick zu behalten. Zucker ist oft in Dingen zugesetzt, bei denen wir es nicht vermuten, wie zum Beispiel Ketchup und Fertigmahlzeiten.
 
Was kann man neben der Ernährung noch tun, um sich vor einer Diabetes-Erkrankung zu schützen?
Neben einer ausgewogenen Ernährung ist auch Bewegung ein wichtiger Teil der Prophylaxe. Zum Einen kann so Übergewicht vermieden werden, zum Anderen hat die Bewegung an sich positive Effekte auf den Kohlenhydratstoffwechsel. Vor allem die Kombination von Ausdauer- und Krafttraining kann Diabetes Typ 2 vorzubeugen. Bewegung verbessert die Wirkung von Insulin und reduziert den Blutzuckerspiegel. Außerdem wird der Stoffwechsel angekurbelt und zusätzlich gefährliche Fette im Blut reduziert.

Die WHO empfiehlt generell,150 Minuten Sport in der Woche zu treiben, das sind gerade mal 30 Minuten an fünf Tagen. Laut einer Studie lässt sich so das Diabetes-Risiko um 60 Prozent senken. Dies heißt nicht, dass man im Fitnessstudio schwitzen oder Hochleistungssport betreiben muss. Die 30 Minuten lassen sich auch mit einem zügigen Spaziergang oder einer lebhaften Partie Tischtennis erledigen. Auch kleine Bewegungen im Alltag bringen ein gesundheitliches Plus. Öfter mal die Treppe statt des Fahrstuhls nehmen oder mit dem Fahrrad zu Arbeit fahren – alles hilft.

Sport kann außerdem das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes senken. Untersuchungen haben gezeigt, dass sportlich aktive Frauen gegenüber Frauen, die sich nur wenig bewegen, ein bis zu 55 Prozent geringeres Risiko haben, in der Schwangerschaft an Diabetes zu erkranken.

Des Weiteren ist auch der Verzicht von Nikotin wichtig für die Prävention. Rauchen beeinflusst die Ausschüttung von Insulin, infolgedessen Personen, die rauchen, einen höheren Blutzuckerspiegel aufweisen als solche, die nicht rauchen. Ein Rauchstopp kann sich auch positiv auf viele weitere Erkrankungen auswirken – auch das Portemonnaie freut sich!
 
Vielen Dank!

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