Da kann man ja einiges essen, was gut für den Darm ist. Gibt es denn auch Lebensmittel, die die Darmgesundheit eher negativ beeinflussen können?
Vor allem Fast Food, rotes und verarbeitetes Fleisch und allgemein hochverarbeitete Lebensmittel sind nicht besonders förderlich für die Darmgesundheit. Bei Fast Food finden wir meist wenige gesundheitlich förderliche Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe. Dafür sind aber viel Fett und Zucker enthalten. Zucker kann zum Beispiel Entzündungsvorgänge hervorrufen, außerdem benötigen Krebszellen viel Glucose (Einfachzucker). Bei rotem Fleisch ist die hohe Menge an Häm-Eisen ein Problem. Dieses fördert die Zellteilung und kann so die Krebsentstehung begünstigen. Der Körper hat zwar offenbar auch einen Schutzmechanismus, die Häm-Oxigenase, allerdings ist diese nicht mehr schnell genug, wenn zu viel rotes Fleisch gegessen wird.
Gepökelte Fleischwaren, zum Beispiel Wurst, können die Entstehung von Krebs ebenfalls begünstigen. Bei der Herstellung werden inzwischen weniger Nitrate eingesetzt, man sollte sie aber trotzdem nur in Maßen essen. Immer wieder wird auch die Rolle von Süßstoffen auf die Darmgesundheit diskutiert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie die Darmflora schädigen. Man sollte also auch Produkte mit Süßstoffen nur in Maßen konsumieren und beim Verzicht auf Zucker lieber versuchen, den Süßgeschmack zu sensibilisieren, sodass man weniger Süße benötigt.
Ist es sinnvoll, sich vegetarisch zu ernähren, um Darmkrebs vorzubeugen?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich ist eine vegetarische Ernährung ernährungsphysiologisch gut – wenn sie passend umgesetzt wird. Es werden dann mehr Obst und Gemüse sowie ballaststoffreiche Hülsenfrüchte gegessen. Allerdings gibt es auch die sogenannten „Pudding-Vegetarier“. Damit sind Vegetarier und Vegetarierinnen gemeint, die auf viele hochverarbeitete Lebensmittel zurückgreifen, zum Beispiel Pommes und Pudding. Solche Lebensmittel enthalten viel Fett und viele Kalorien, aber nur wenige Ballaststoffe. Auch hier kommt es also auf die Umsetzung an. Mehr naturbelassene Lebensmittel sind auch hier der Schlüssel zum Erfolg.
Kaffee wird ja auch immer wieder diskutiert, wenn es um gesundheitsfördernde Einflüsse geht. Wie sieht es da bei Darmkrebs aus?
Es gibt die ein oder andere Studie, die einen positiven Einfluss von Kaffee sieht. Allerdings handelt es sich hierbei meist um Studien an Menschen, die bereits an Krebs leiden und teilweise auch schon Metastasen gebildet haben. Hier konnte ein lebensverlängernder Effekt beobachtet werden. Allerdings ist dieser Effekt nicht eindeutig nur auf den Kaffee zurückzuführen. Da es sich häufig um Beobachtungsstudien handelt, kann es sein, dass auch andere Einflüsse eine Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall weiß man, dass Kaffee antioxidativ und entzündungshemmend wirken kann, was den positiven Effekt ausmachen könnte. Zudem erhöht Kaffee die Bewegungsfähigkeit des Darms, was die Transitzeit von potentiellen Karzinogenen im Darm verkürzen kann.
Was ist neben der Ernährung außerdem wichtig für einen gesunden Darm, gibt es Dinge, die man beachten kann, um sich vor Darmkrebs zu schützen?
Neben der Ernährung sind die wichtigsten Risikofaktoren für Darmkrebs Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht. Vor allem Fettdepots am Oberkörper können durch eine hohe Stoffwechselaktivität das Tumorwachstum beeinflussen. Der Taillenumfang sollte immer im Blick gehalten werden. Bei Frauen sollte er möglichst unter 80 und bei Männern möglichst unter 94 Zentimetern liegen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt außerdem 150 Minuten Bewegung in der Woche, je intensiver die Sporteinheit, desto weniger Minuten werden benötigt. Auch der zügige Spaziergang zur Arbeit zählt! Wichtig ist, dass man etwas findet, was Spaß macht. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man auch wirklich dran bleibt. Auch die Suche nach Gleichgesinnten kann helfen, um durchzuhalten.
Gibt es Früherkennungsuntersuchungen, die das Risiko an Darmkrebs zu erkranken vermindern oder die diesen frühzeitig erkennen können?
Zur Früherkennung von Darmkrebs gibt es verschiedene Untersuchungen, deren Kosten je nach Alter von den Krankenkassen übernommen werden. Im Alter von 50 bis 54 Jahren jährlich und ab 55 Jahren alle zwei Jahre kann ein immunologischer Test auf verstecktes – so genanntes okkultes – Blut im Stuhl durchgeführt werden. Ist dieser auffällig, wird in der Regel eine Darmspiegelung, die so genannte Koloskopie, empfohlen. Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren können auch generell eine Koloskopie in Anspruch nehmen. Dabei können gegebenenfalls Darmpolypen entfernt werden, die sich zu Krebs entwickeln könnten. Bei unauffälligem Befund kann nach zehn Jahren eine Wiederholungskoloskopie erfolgen. Für Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko, zum Beispiel durch familiäre Vorbelastung, gelten andere Empfehlungen.
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