Mädchen mit halblangen braunen Haaren und blauem Pullover steht abseits von allen anderen Schülern auf dem Schulhof und hat einen verängstigten, traurigen Blick.

Mobbing: Schikane mit Folgen

Raus aus der Opferrolle!

Ob in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Internet: Mobbing ist kein Randphänomen, sondern betrifft viele Menschen im realen Leben. Die Schikanen reichen von systematischer ungerechtfertigter Kritik über Missachtung bis hin zu gezielten Angriffen auf die psychische und physische Integrität der Opfer.

Was ist Mobbing?

Mobbing kommt von dem englischen Wort „to mob“ und bedeutet „anpöbeln, bedrängen, über jemanden herfallen“. Mobbing hat viele Formen: Eine Person wird ausgegrenzt oder ignoriert, wichtige Informationen werden zurückgehalten, Gerüchte werden verbreitet oder Gehässigkeiten ausgeteilt. Egal ob es Einzelne sind, die mobben, oder ob es gleich eine ganze Gruppe ist, – immer geht es darum, das Opfer systematisch zu schikanieren. Mobbing ist nie eine einzelne Handlung, sondern immer ein langer, zermürbender Nervenkrieg.
 
Auftreten kann Mobbing prinzipiell in allen Gruppen – in der Schulklasse, im Kollegium am Arbeitsplatz, im Verein oder an der Uni. Ein besonderes Phänomen ist das sogenannte Cyber-Mobbing. Hier werden die Opfer in den sozialen Medien oder im Internet schikaniert oder bloßgestellt. Oft haben sie es besonders schwer: Die Angriffe verfolgen sie unter Umständen rund um die Uhr, die Täter sind anonym, nicht greifbar und oft besonders skrupellos, da sie nicht direkt mit dem Leid der Opfer konfrontiert werden.

Tipps für Betroffene

Sollten Sie selbst Opfer von Mobbing sein oder erleben, dass Personen in Ihrem Umfeld gemobbt werden, sollten Sie folgende Tipps beachten:

  • Versuchen Sie, Konflikte schnell zu lösen und lassen Sie sich nicht in eine Opferrolle drängen.
  • Sprechen Sie die Angreifer direkt auf das Problem an, möglichst vor Dritten.
  • Führen Sie ein „Mobbing-Tagebuch“ und dokumentieren Sie Angriffe.
  • Bauen Sie Kontakte zu Personen auf, die hinter Ihnen stehen.
  • Versuchen Sie sich zu entspannen und abzulenken.
  • Suchen Sie sich Hilfe, zum Beispiel in der Familie, bei Vorgesetzten, in der Kollegschaft oder bei Lehrern oder Lehrerinnen.
  • Scheuen Sie sich nicht, eine Mobbingberatungsstelle oder eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, wenn Sie nicht mehr weiter wissen.
  • Mobbing ist straffbar – erstatten Sie in drastischen Fällen Anzeige bei der Polizei.

Folgen von Mobbing

Für die Betroffenen kann Mobbing massive Folgen haben. Durch die ständigen Schikanen haben sie Angst, etwas falsch zu machen. Sie sind unkonzentriert und unmotiviert und werden durch die psychische Belastung leicht krank. Sie leiden unter Nervosität, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszuständen und Versagensängsten, in schlimmen Fällen geht das Leiden bis hin zu Depressionen, Identitäts- und Selbstwertkrisen und sogar Selbstmordgedanken.

Mobbing-Prozess: der typische Verlauf

Mobbing entsteht oft aus einem ungelösten Konflikt heraus und beginnt mit kleinen Sticheleien. Die gemobbte Person wird aufgrund bestimmter Verhaltensweisen oder Merkmale verurteilt. Dazu gehören zum Beispiel Äußerlichkeiten, bestimmte Hobbies, soziale Herkunft oder gesellschaftliche beziehungsweise religiöse Einstellungen. Versucht der oder die Betroffene mit anderen über die Angriffe zu reden, wird geleugnet, dass diese Aktionen aus böser Absicht heraus entstanden sind. Selten gibt es die Möglichkeit zu beweisen, dass mehr dahinter steckt. Intrigen laufen oft hinter dem Rücken der betroffenen Person, sie wird nicht in Absprachen mit einbezogen oder bei Aktivitäten aus der Gruppe ausgeschlossen.
 
Werden dem Opfer erst einmal negative Eigenschaften zugeschrieben, ist es einfach, jedes Verhalten so zu interpretieren, dass es auf diese negativen Eigenschaften passt. Durch die seelische Belastung kommt es unter Umständen tatsächlich zu Fehlern oder nachlassender Leistungsfähigkeit, zum Beispiel am Arbeitsplatz. Häufig zieht das Opfer sich zurück, was von den Angreifern wiederum als Arroganz oder Eigentümlichkeit interpretiert wird. Spitzt sich der Mobbingkonflikt weiter zu, wird die Situation für Außenstehende meist undurchschaubar. Es kommt zu einer Eskalation mit gegenseitigen Schuldzuweisungen. Beide Parteien sind der Meinung, dass sie im Recht sind und die Gegenseite sich jeweils feindselig verhalte. Wenn dann eine neutrale Person, zum Beispiel eine Führungskraft, in den Konflikt mit einbezogen wird, kann schnell eine Entscheidung gegen das Opfer getroffen werden, bei der die anderen beteiligten Personen ohne negative Auswirkungen davonkommen. In diesem Fall, kommt es häufig dazu, dass das Opfer aufgibt und keine Chance mehr für sich sieht.

Was tun gegen Mobbing?

Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule
Ein Mobbing-Opfer sollte sich möglichst frühzeitig zur Wehr setzen. Bei Mobbing am Arbeitsplatz sollte der oder die Betroffene die Personalabteilung um ein Gespräch bitten, dort möglichst sachlich über die Vorfälle informieren und um Abhilfe bitten. Je zeitiger ein Gespräch mit den Angreifern stattfindet, desto größer die Chancen, das Mobbing zu unterbinden, bevor es eskaliert. Auch Vorgesetzte oder der Betriebsrat können helfen. In der Schule ist es wichtig, die Lehrkräfte ins Vertrauen zu ziehen, gegebenenfalls sollte auch die Schulleitung informiert werden. Eltern sollten ihren Kindern gut zuhören und auf Verhaltensänderungen achten. Wenn das Kind plötzlich nicht zur Schule gehen will, Krankheiten vorgibt, unkonzentriert oder ängstlich ist, könnte Mobbing der Grund sein.
 
Cyber-Mobbing
Cyber-Mobbing – das Mobbing im Internet oder den sozialen Medien – ist oft besonders schwierig für die Opfer. Am besten ist es, auf beleidigende Nachrichten oder Bilder überhaupt nicht zu reagieren. Unbedingt sollten diese Inhalte aber aufbewahrt werden, um das Mobbing zu beweisen. Angreifer sollten möglichst schnell gesperrt oder blockiert und der Betreiber der Website oder der Plattform informiert werden. In drastischen Fällen kann das Opfer auch Anzeige bei der Polizei erstatten, denn Mobbing ist strafbar – auch im Internet! Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, ist es sinnvoll im Vorfeld alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um sich gegen Cyber-Mobbing zu schützen. In den sozialen Netzwerken sollten die Privatsphäre-Einstellungen so gewählt werden, dass private Informationen und Fotos nicht für alle sichtbar sind, sondern nur für Freunde. Zudem sollte jeder generell sorgsam mit privaten Daten umgehen.
 
Mobbing-Tagebuch
Es ist hilfreich, Angriffe zu dokumentieren und sich Notizen zu machen. Daher lohnt es sich, ein Mobbing-Tagebuch zu führen, ganz egal wo und in welcher Form das Mobbing stattfindet. Das Opfer sollte darin alles festhalten, was ihm im Zusammenhang mit dem Mobbing auffällt – wann und wo sich ein Angriff ereignet hat, wer genau beteiligt war oder ob es einen bestimmten Anlass gab. Wichtig ist außerdem, sich zu notieren, ob es Zeugen gibt, die die Vorfälle gegebenenfalls bestätigen können. Auch eventuelle gesundheitliche Folgen für das Opfer sollten unbedingt festgehalten werden.

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