Gesund arbeiten im Home-Office

Vorab-Interview zum Expertenchat im Mai

Frau im Home-Office

Welche gesundheitlichen Risiken birgt die Teleheimarbeit?

Franziska Stiegler: Das hängt – wie auch die Arbeit im Büro – von der Gestaltung der Arbeit und der Arbeitsplätze ab. Die Knackpunkte für die Gesundheit sind u.a. provisorische Arbeitsorte, die durch mangelnde ergonomische Gestaltung auf den Rücken gehen können. In der aktuellen Lage sind natürlich auch häufige Arbeitsunterbrechungen – zum Beispiel durch die Herausforderung, gleichzeitig Kinder betreuen zu müssen – ein Stressfaktor bei der Arbeit zu Hause.

Auch die Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu halten, kann zur gesundheitlichen Herausforderung werden. Dazu gehört es, ausreichend Pausen einzuplanen und auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten. 

Durch das dauerhafte rein digitale Arbeiten fehlt vielen Beschäftigten außerdem der soziale Austausch, der eine wichtige Voraussetzung für die psychische Gesundheit ist. Viele Teleheimarbeiterinnen und -heimarbeiter beschreiben eine sogenannte „Zoom Fatigue“, die sich durch Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit, Kopfschmerzen oder Sehstörungen äußert.

Was kann man aktiv tun, um auch im Home-Office eine gesunde Routine zu entwickeln?

Franziska Stiegler: Flexibilität ist verlockend – für unsere Psyche kann sie schnell anstrengend werden. Ein fester Tagesrhythmus hilft, die psychische Balance aufrecht zu erhalten. Auch wenn derzeit nichts normal ist, helfen kleine Rituale, den Alltag zu strukturieren. Dazu gehören geplante Arbeitszeiten genauso wie Pausen und Erholungszeiten. Für die Psyche ist es am „einfachsten“ wenn wir eine gewisse Regelmäßigkeit haben.

Wem das schwerfällt, dem helfen vielleicht Experimentierwochen: Machen Sie z. B. Freitagnachmittag einen Plan für die nächste Woche und nehmen Sie sich jeden Feierabend Zeit, kurz einzuschätzen, wie es Ihnen mit dem Tag ergangen ist. Am Ende der Woche sehen Sie, was sich bewährt hat und Sie können die Planung für die kommende Woche übernehmen oder anpassen.

Wie gestaltet man seinen Arbeitsplatz im Home-Office möglichst optimal?

Franziska Stiegler: Voraussetzung für gesundes Arbeiten ist allem voran ein möglichst störungsfreier Ort, der passende Stuhl und die individuelle Tischhöhe. Ideal ist ein Ort, der tatsächlich nur zum Arbeiten genutzt wird. Zur Basisausstattung gehört außerdem eine funktionierende, den Arbeitsaufgaben entsprechende Technik. 

Zur weniger sichtbaren, aber genauso relevanten Voraussetzung gehört auch die Einrichtung geeigneter Kollaborations(zeit)räume für die Gestaltung der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen. Das betrifft dann die Planung von Erreichbarkeiten und natürlich auch wieder die geeignete Technik.

Für viele kann die Isolation, die mit dem Home-Office einhergeht, zum Problem werden. Plötzlich fehlen die Kolleginnen und Kollegen. Was kann man tun?

Franziska Stiegler: Wenn sich Mitarbeitende isoliert fühlen, dann vor allem, wenn sie sich nicht ausreichend unterstützt fühlen. Das kann technische Gründe haben, weil sie beispielsweise keinen ausreichenden technischen Support erhalten und natürlich soziale Gründe, die die Beziehung zur Führungskraft und dem Team betreffen.

Die virtuelle Arbeit lädt dazu ein, sehr sachlich und aufgabenorientiert zu arbeiten. Manche scheuen sich vielleicht, die Kolleginnen oder Kollegen mit etwas zu behelligen, was sie sonst zwischen Tür und Angel erzählt hätten. Auf Dauer fehlt uns aber der Austausch.
 
Wenn sich Isolationsgefühle einstellen, ist es also wichtig, zunächst zu prüfen: Woran liegt es?  Habe ich ausreichend Möglichkeiten mit Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu kommen? Nutze ich diese? Und wenn nicht, warum nicht? Mit wem müsste ich darüber sprechen?

Manchmal hilft es schon, anstatt einer E-Mail das Telefon zu nutzen und die Kolleginnen und Kollegen ganz bewusst auch zu fragen, wie es jenseits der Arbeit gerade so läuft. Das Gefühl, mit der Isolation nicht allein zu sein, kann helfen, sich weniger allein zu fühlen.

Hier sind insbesondere auch die Führungskräfte gefragt, ihren Teams den Austausch, auch den informellen, zu ermöglichen.

Manchen fällt es leicht, sich im Home-Office zu konzentrieren und konzentriert zu arbeiten, andere haben damit Probleme. Was empfehlen Sie denjenigen, denen es schwerfällt?

Franziska Stiegler: Auch hier gibt es räumliche und technische Gegebenheiten, die zunächst überprüft werden sollten. Was unterbricht meine Konzentration?  Habe ich einen geeigneten Arbeitsplatz, an dem ich weitestgehend ungestört arbeiten kann? Kann ich Störungen gegebenenfalls abstellen?

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die eigene Erwartung: Wieviel durchgängige Konzentration erwarte ich eigentlich von mir?  Es ist ein Irrglaube, dass wir in der Lage sind, acht Stunden konzentriert durchzuarbeiten, selbst wenn wir nicht gestört werden. Realistischer sind kleinere Etappen und Arbeitsaufgaben, die sich abwechseln.

Deshalb ist eine realistische Planung der Arbeit eine wichtige Voraussetzung für konzentriertes Arbeiten, genauso wie regelmäßige Pausen.  Motivierend kann es auch sein, am Ende des Tages eine Ergebnisliste abzuhaken. Da dürfen auch die noch so kleinen Dinge draufstehen.

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