Unterschiedliche Lebensmittel auf einem grauen Untergrund, zum Beispiel Zitronen, Broccoli, Mandeln, Ingwer u.a.

Prävention von Darmkrebs

Richtig essen macht gesund

Im Rahmen unserer Serie „Richtig essen macht gesund“ beschäftigen wir uns damit, wie sich unsere Ernährung auf unterschiedliche Krankheitsbilder auswirken kann. Dazu sprechen wir mit unserer Ernährungsexpertin Frauke Vor dem Berge. Sie ist studierte Ökotrophologin und bei der BAHN-BKK als Referentin für Betriebliches Gesundheitsmanagement tätig. Heute: Prävention von Darmkrebs.

Wie wirkt sich unsere Ernährung auf unseren Darm aus?

Über 60.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Darmkrebs. Wie kann man vorbeugen und lässt sich das Darmkrebsrisiko durch eine gesunde Ernährung senken? Gibt es weitere Faktoren, die eine Rolle spielen?

Mitarbeiterin Frauke vor dem Berge


Zunächst würde uns ganz allgemein interessieren, ob Darmkrebs eine häufige Erkrankung ist?
Darmkrebs zählt mit zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Jedes Jahr erkranken rund 61.000 Menschen neu an Darmkrebs. Allerdings nimmt seit Jahren die Anzahl der Menschen ab, die an dieser Krebsart sterben.

Zwischen 2000 und 2018 sank die Sterblichkeitsrate bei Männern um 35,8 Prozent, bei Frauen sogar um 40,5 Prozent. Die Rückgänge bei den Neuerkrankungen und bei der Sterblichkeit werden vor allem in der Altersgruppe ab 55 Jahren beobachtet, was als Erfolg bisheriger Präventionsbemühungen gewertet werden kann. Das Angebot der gesetzlichen Darmkrebsvorsorge ist also ein hochwirksames Instrument der Krebsprävention. Auf was genau Versicherte Anspruch haben, klären wir am Ende des Beitrags. Zunächst einmal wollen wir uns anschauen, wie mit Ernährung vorgesorgt werden kann.
 
Kann man denn pauschal sagen, welche Lebensmittel Darmkrebs vorbeugen können?
Es liegt erst einmal auf der Hand: Alles, worüber sich der Darm freut, kann Krebs vorbeugen. Das sind vor allem Lebensmittel, die Ballaststoffe oder Milchsäurebakterien enthalten. Ballaststoffe finden sich in Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Nüssen und Samen. Sie können vom Körper nicht verarbeitet werden und gelangen so in den Dickdarm. Hierbei unterscheidet man noch zwischen den löslichen und den unlöslichen Ballaststoffen. Unlösliche Ballaststoffe sind faserig, festigend und strukturgebend. Sie sind vor allem in Vollkorngetreide, Leinsamen, Gemüse- und Obstschalen sowie Hülsenfrüchten zu finden. Sie regen auch die Darmbewegung an, sodass der Nahrungsbrei den Darm in angemessener Geschwindigkeit passieren kann. Je länger dieser nämlich an einer Stelle verharrt, desto eher kann der Darm geschädigt werden. Lösliche Ballaststoffe wirken sich wasser- und gasbindend aus, bilden Gele und sind viskos. Sie sind in Hafer, wasserreichem Gemüse, Obstfruchtfleisch, Hülsenfrüchten und Flohsamenschalen enthalten. Vor allem diese Ballaststoffe sind für eine gleitfähige Stuhlkonsistenz verantwortlich und eignen sich als Nahrung für Milchsäurebakterien. Die Milchsäurebakterien bilden daraus kurzkettige Fettsäuren, die gut für Darmmilieu und –schleimhaut sind, das Wachstum schädlicher Bakterien hemmen und auch die Resorption von Mineralstoffen, vor allem Kalium, erhöhen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mindestens 30 Gramm pro Tag zu sich zu nehmen. Wenn man das noch nicht erreicht, sollte man die Menge langsam erhöhen und auch daran denken, genug Wasser zu trinken, da es sonst zu Verstopfungen kommen kann. Gut kauen ist auch sehr wichtig – genauso wie die individuelle Verträglichkeit. Manche Menschen vertragen beispielsweise die löslichen Ballaststoffe besser.

Neben den Ballaststoffen hast du auch Milchsäurebakterien empfohlen. Findet man diese in Milchprodukten?
Ja, man findet die Milchsäurebakterien vor allem in Sauermilchprodukten wie Ayran, Butter-, und Dickmilch, Naturjoghurt, Kefir oder Quark. Man sollte hier vor allem darauf achten, dass die Produkte möglichst naturbelassen sind und mit wenig Wärme behandelt wurden, da die Wärmebehandlung die Bakterien abtötet. Das ist beispielsweise bei Schmand, Fruchtjoghurt und Creme fraiche der Fall. Je länger haltbar ein Produkt ist, zum Beispiel H-Milch und deren Produkte, desto weniger aktive Mikroorganismen sind noch vorhanden.

Aber auch Menschen, die sich vegan ernähren, können über die Nahrung die wertvollen Milchsäurebakterien aufnehmen. Vor allem in milchsauer vergorenem oder fermentiertem Gemüse finden sie sich. Das bekannteste Beispiel ist das Sauerkraut. Aber auch andere Länderküchen haben tolle Alternativen wie Kimchi aus Korea. Fermentiertes Gemüse lässt sich auch einfach zu Hause herstellen. Im Internet findet man tolle Rezepte für das Lieblingsgemüse. Wie wäre es mit Karotten? Eine tolle Abwechslung zum Sauerkraut!


Da kann man ja einiges essen, was gut für den Darm ist. Gibt es denn auch Lebensmittel, die die Darmgesundheit eher negativ beeinflussen können?
Vor allem Fast Food, rotes und verarbeitetes Fleisch und allgemein hochverarbeitete Lebensmittel sind nicht besonders förderlich für die Darmgesundheit. Bei Fast Food finden wir meist wenige gesundheitlich förderliche Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe. Dafür sind aber viel Fett und Zucker enthalten. Zucker kann zum Beispiel Entzündungsvorgänge hervorrufen, außerdem benötigen Krebszellen viel Glucose (Einfachzucker). Bei rotem Fleisch ist die hohe Menge an Häm-Eisen ein Problem. Dieses fördert die Zellteilung und kann so die Krebsentstehung begünstigen. Der Körper hat zwar offenbar auch einen Schutzmechanismus, die Häm-Oxigenase, allerdings ist diese nicht mehr schnell genug, wenn zu viel rotes Fleisch gegessen wird.

Gepökelte Fleischwaren, zum Beispiel Wurst, können die Entstehung von Krebs ebenfalls begünstigen. Bei der Herstellung werden inzwischen weniger Nitrate eingesetzt, man sollte sie aber trotzdem nur in Maßen essen. Immer wieder wird auch die Rolle von Süßstoffen auf die Darmgesundheit diskutiert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie die Darmflora schädigen. Man sollte also auch Produkte mit Süßstoffen nur in Maßen konsumieren und beim Verzicht auf Zucker lieber versuchen, den Süßgeschmack zu sensibilisieren, sodass man weniger Süße benötigt.
 
Ist es sinnvoll, sich vegetarisch zu ernähren, um Darmkrebs vorzubeugen?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich ist eine vegetarische Ernährung ernährungsphysiologisch gut – wenn sie passend umgesetzt wird. Es werden dann mehr Obst und Gemüse sowie ballaststoffreiche Hülsenfrüchte gegessen. Allerdings gibt es auch die sogenannten „Pudding-Vegetarier“. Damit sind Vegetarier und Vegetarierinnen gemeint, die auf viele hochverarbeitete Lebensmittel zurückgreifen, zum Beispiel Pommes und Pudding. Solche Lebensmittel enthalten viel Fett und viele Kalorien, aber nur wenige Ballaststoffe. Auch hier kommt es also auf die Umsetzung an. Mehr naturbelassene Lebensmittel sind auch hier der Schlüssel zum Erfolg.

Kaffee wird ja auch immer wieder diskutiert, wenn es um gesundheitsfördernde Einflüsse geht. Wie sieht es da bei Darmkrebs aus?
Es gibt die ein oder andere Studie, die einen positiven Einfluss von Kaffee sieht. Allerdings handelt es sich hierbei meist um Studien an Menschen, die bereits an Krebs leiden und teilweise auch schon Metastasen gebildet haben. Hier konnte ein lebensverlängernder Effekt beobachtet werden. Allerdings ist dieser Effekt nicht eindeutig nur auf den Kaffee zurückzuführen. Da es sich häufig um Beobachtungsstudien handelt, kann es sein, dass auch andere Einflüsse eine Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall weiß man, dass Kaffee antioxidativ und entzündungshemmend wirken kann, was den positiven Effekt ausmachen könnte. Zudem erhöht Kaffee die Bewegungsfähigkeit des Darms, was die Transitzeit von potentiellen Karzinogenen im Darm verkürzen kann.

Was ist neben der Ernährung außerdem wichtig für einen gesunden Darm, gibt es Dinge, die man beachten kann, um sich vor Darmkrebs zu schützen?
Neben der Ernährung sind die wichtigsten Risikofaktoren für Darmkrebs Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht. Vor allem Fettdepots am Oberkörper können durch eine hohe Stoffwechselaktivität das Tumorwachstum beeinflussen. Der Taillenumfang sollte immer im Blick gehalten werden. Bei Frauen sollte er möglichst unter 80 und bei Männern möglichst unter 94 Zentimetern liegen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt außerdem 150 Minuten Bewegung in der Woche, je intensiver die Sporteinheit, desto weniger Minuten werden benötigt. Auch der zügige Spaziergang zur Arbeit zählt! Wichtig ist, dass man etwas findet, was Spaß macht. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man auch wirklich dran bleibt. Auch die Suche nach Gleichgesinnten kann helfen, um durchzuhalten.

Gibt es Früherkennungsuntersuchungen, die das Risiko an Darmkrebs zu erkranken vermindern oder die diesen frühzeitig erkennen können?
Zur Früherkennung von Darmkrebs gibt es verschiedene Untersuchungen, deren Kosten je nach Alter von den Krankenkassen übernommen werden. Im Alter von 50 bis 54 Jahren jährlich und ab 55 Jahren alle zwei Jahre kann ein immunologischer Test auf verstecktes – so genanntes okkultes – Blut im Stuhl durchgeführt werden. Ist dieser auffällig, wird in der Regel eine Darmspiegelung, die so genannte Koloskopie, empfohlen. Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren können auch generell eine Koloskopie in Anspruch nehmen. Dabei können gegebenenfalls Darmpolypen entfernt werden, die sich zu Krebs entwickeln könnten. Bei unauffälligem Befund kann nach zehn Jahren eine Wiederholungskoloskopie erfolgen. Für Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko, zum Beispiel durch familiäre Vorbelastung, gelten andere Empfehlungen.
 
Vielen Dank!

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