Frau, die Brokkoli isst

Mit der richtigen Ernährung Karies vorbeugen

Im Rahmen unserer Serie „Richtig essen macht gesund“ zeigen wir, wie man mit bewusster Ernährung dazu beitragen kann, Krankheiten vorzubeugen. Zu den ausgewählten Themen informiert Sie unsere Ernährungsexpertin Frauke Vor dem Berge. Sie ist studierte Ökotrophologin und bei der BAHN-BKK als Referentin für Betriebliches Gesundheitsmanagement tätig.

Ich vermute jeder Mensch hatte schon mal Karies. Täusche ich mich da?
Da liegen Sie nicht ganz falsch. Zahlen zeigen, dass 99% der Erwachsenen in Deutschland Erfahrung mit Karies haben, es handelt sich also um die am weitesten verbreitete Infektionskrankheit. Trotzdem zeigt sich, dass bei Kindern die Zahlen stetig am Sinken sind, es gibt also Hoffnung.
 
Wie entsteht Karies? Welche Rolle spielt Zucker?
Karies entsteht, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen. Zunächst einmal müssen Bakterien vorhanden sein. Diese befinden sich in den als Plaque bezeichneten Belägen auf den Zähnen. Die Bakterien, darunter Streptokokken, produzieren aus der Nahrung Säuren, die für die Zahnhartsubstanzen (Dentin, Wurzelzement, Zahnschmelz) schädlich sind. Besonders vorteilhafte Nahrung für die Bakterien sind einfache Kohlenhydrate, also Zucker-Moleküle.

Je mehr Säure von den Bakterien gebildet wird, desto niedriger ist der der pH-Wert auf der Zahnoberfläche. Dadurch wird der Zahnschmelz angegriffen und es kommt zur Demineralisation der Zahnhartsubstanzen. Je länger die Säuren einwirken können, desto mehr Mineralstoffe können aus dem Zahn herausgelöst werden (Demineralisation) und desto schneller kann Karies entstehen und voranschreiten.

Bis zu einem gewissen Grad kann der Körper gegensteuern. Durch den Speichel beispielsweise kann es zu einer Remineralisation kommen. Ausreichender Speichelfluss ist somit „physiologische“ Mundhygiene. Übersteigt allerdings die Demineralisation die schützenden und remineralisierenden Einflüsse, dann wird die Zahnstruktur zerstört und es entsteht Karies.
 
Wie kann ich meine Zahngesundheit mit der Ernährung unterstützen? Sollte ich Zucker gänzlich von meinem Speiseplan streichen?
Es ist natürlich nicht notwendig, komplett auf Zucker zu verzichten, aber man sollte den Zuckerkonsum zumindest im Auge behalten. Interessant ist auch, dass weniger die Verzehrmenge, als die Verzehrhäufigkeit entscheidend für die Entstehung von Karies ist. Dennoch sollte laut der Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) der Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken grundsätzlich eingeschränkt werden.

Wie eben schon erwähnt, spielt die Art des aufgenommenen Zuckers eine wesentliche Rolle bei der Kariesentstehung. Je kürzer die Zuckerketten sind (z. B. Saccharose, Glukose, Fruktose), desto kariogener (kariesauslösend) sind sie, weil sie von den Bakterien leichter zu Säuren fermentiert werden können. Lange Zuckerketten (z. B. Stärke) müssen erst gespalten werden, damit sie verwertet werden können und sind daher weniger kariogen. Allerdings wirken Lebensmittel, die hohe Konzentrationen an Stärke in verarbeiteter Form wie z. B. in Kartoffelchips, Cornflakes oder Keksen enthalten, aufgrund ihrer Klebrigkeit und langen Verweildauer an der Zahnoberfläche stark kariogen.

Die Frequenz zuckerhaltiger Zwischenmahlzeiten und Getränke sollte vermindert werden und diese möglichst zuckerfrei gewählt werden. Im Gegensatz zu Obst in fester Form, wie z. B. einem Apfel, der beim Verzehr durch Kauen den Speichelfluss anregt und so Kariesschutz bieten könnte, ist die hohe Konzentration von Zucker in Fruchtsäften eine mögliche Kariesursache.

Einige Lebensmittel enthalten selbst Säuren, die die Zähne direkt schädigen können. Säurehaltige Lebensmittel mit einem für den Zahnschmelz kritischen pH-Wert sind u. a. Säfte, Erfrischungsgetränke, Sportgetränke, Essig und Essigprodukte (wie Sauerkonserven, Salatsaucen mit Essig). In üblichen Mengen verzehrt wirken sie nicht schädigend, erst bei stark erhöhtem und häufigem Verzehr können Schäden auftreten. Menschen, die schon Zahnerosionen haben, sollten die Zähne direkt nach dem Genuss saurer Speisen und Getränke nicht putzen. Durch die Säure wird der Zahnschmelz aufgeweicht und es lösen sich durch die mechanische Einwirkung der Borsten die Mineralien nur noch schneller heraus.

Sind Süßstoffe und Zuckerersatzstoffe eine Lösung, wenn der Süßhunger mal kommt und man nicht verzichten möchte?
Zahnfreundliche Produkte mit Süßstoffen, wie z. B. Saccharin oder Aspartam, lösen keinen Karies aus, genau wie Zuckeraustauschstoffe, wie z. B. Xylit und Sorbit. Xylit kann sogar Karies reduzieren, wie eine finnischen Universität nachweisen konnte. Es wurde festgestellt, dass sich die Zähne remineralisieren, die beschädigten Zähne also erholen. Außerdem sorgt Xylit für eine Stärkung des Zahnfleisches. Dieses Polyol kommt zur Zahnpflege unter anderem in manchen Zahnpasten oder Kaugummis vor.

Darüber hinaus kann Kaugummikauen zur Speichelstimulation dienen und somit Nahrungsreste wegspülen, Säuren neutralisieren und remineralisieren. Studien kommen zu dem Schluss, dass das regelmäßige Kauen zuckerfreier, mit Polyolen wie Xylit und Sorbit gesüßter Kaugummis kariespräventiv wirken kann.

Auch der in Deutschland noch nicht so lange zugelassene Stoff Stevia kann präventiv wirken. In amerikanischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass der Stevia-Inhaltsstoff Steviosid zahlreiche Bakterien in ihrem Wachstum behindert. In Japan ist Stevia bspw. schon lange die Basis zur Herstellung von Zahncremes, Kaugummis und Mundwasser.

Trotzdem sollte man bei hohem Süßkonsum langfristig vom Ersatz zu gewissem Verzicht übergehen. Zuckeraustauschstoffe können abführend wirken und Süßstoffe sich auf die Darmgesundheit auswirken. Wenn wir nur den Stoff austauschen, aber die Süßkraft beibehalten möchten, sind wir immer auf hohe Mengen an Süßmitteln angewiesen, um den gleichen süßen Geschmack zu erzielen.

Besser ist es, den Süßgeschmack zu trainieren. Hier kann es helfen, einen „Zuckerentzug“ zu machen. Entweder in der radikalen Variante, also direkt auf jeglichen zugesetzten Zucker zu verzichten (Obst ist in Ordnung). Oder aber in der langsamen Variante den Süßigkeiten-Konsum nach und nach senken und, wenn man zum Beispiel Kaffee etc. süßt, die Menge zu reduzieren. Sollten Sie den radikalen Entzug wählen, werden Sie nach 2-3 Wochen merken, wie die Lust auf Süßigkeiten verschwindet. Der Anfang ist hart und kann beispielsweise von Kopfschmerzen begleitet sein, aber es lohnt sich dranzubleiben.
 
Welche Lebensmittel können die Zähne noch unterstützen?
Calcium ist nicht nur gut für die Knochen, sondern auch mitverantwortlich für das Wachstum und den Erhalt gesunder Zähne. Das Mineral befindet sich in Milchprodukten und frischem Gemüse, wie bspw. Broccoli. Auch viele pflanzliche Milch-Ersatzprodukte enthalten zusätzlich Calcium. Also auch bei veganer Ernährung ist es möglich, den Bedarf zu decken.

Dann gibt es noch Phosphat. Zusammen mit Calcium ist es für die Stabilität und Festigkeit der Zähne verantwortlich. Es kommt in natürlicher Form in fast allen Nahrungsmitteln vor. Aber Achtung: künstlich zugesetztes Phosphat wirkt sich eher negativ auf den Körper aus. Es wird z.B.. vielen Wurst- und Backwaren zugesetzt.

Dann gib es noch Fluorid, das wichtig für die Bildung von Zahnschmelz ist. Man findet es in Seefisch (Sardinen) und Schwarztee, Getreide, Leber und Fleisch sowie Mineral- und Trinkwasser. Im Handel ist zudem, meistens kombiniert mit Jod, fluoridiertes Speisesalz erhältlich. Auch Zahnpasten sind in der Regel mit Fluorid versetzt. Hier liegt also eher selten ein Mangel vor.
Grundsätzlich empfiehlt sich wie so oft eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und kalorienfreie Getränken.
 
Können Sie noch etwas zur richtigen Mundhygiene sagen?
Gute Mundhygiene entfernt vor allem Plaque. Mit geeigneten Prophylaxemaßnahmen kann Karies vermieden bzw. im Verlauf aufgehalten werden. Die grundlegenden Empfehlungen der DGZ zur Zahngesundheit sind, mindestens zweimal täglich die Zähne zu putzen, bevorzugt nach den Mahlzeiten. Wenn nötig sollten auch die Zahnzwischenräume mit geeigneten Hilfsmitteln, wie Zahnseide und Interdentalbürstchen für die sehr engen Zwischenräume, gereinigt werden. Vor allem das Zähneputzen abends vor dem Schlafengehen ist wichtig, da wir nachts eine verminderte Speichelproduktion haben, sodass vorhandene Bakterien leichtes Spiel mit Essensresten hätten.

Der regelmäßige Gang zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt ist außerdem wichtig, mindestens einmal im Jahr. So können Veränderungen rechtzeitig erkannt werden und bspw. kariesgefährdete Fissuren und Grübchen versiegelt werden. Gepaart mit der professionellen Zahnreinigung kann so gut vorgesorgt werden, denn je sauberer und glatter die Zahnoberflächen sind, desto schwieriger kann sich Belag festsetzen. Sollten Sie Ängste vor einer Zahnbehandlung haben, lohnt sich die Recherche. Es gibt mittlerweile viele Ärztinnen und Ärzte, die sich auf Patientinnen und Patienten mit Angst spezialisiert haben und ihnen einen guten Rahmen für die Behandlung geben können.

Mitarbeiterin Frauke vor dem Berge

Unsere Ernährungsexpertin Frauke Vor dem Berge

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