Unterschiedliche Lebensmittel auf einem Tisch, zum Beispiel Eier, Orangen, Fisch, Brot, Mandeln, Nüsse u.a.

Ernährungsarten im Check: Lebensmittelallergien

Ihr fragt, Frauke antwortet

Im Rahmen unserer Serie „Ernährungsarten im Check“ habt ihr die Möglichkeit, uns Fragen zu stellen. Zu ausgewählten Themen informiert euch unsere Ernährungsexpertin Frauke Vor dem Berge. Sie ist studierte Ökotrophologin und bei der BAHN-BKK als Referentin für Betriebliches Gesundheitsmanagement tätig. Heute: Lebensmittelallergien.

Was sind Lebensmittelallergien und wie äußern sie sich?

Nahrungsmittel wie Äpfel, Nüsse oder Meeresfrüchte können bei manchen Menschen zu allergischen Reaktionen führen. Dazu kommt es, wenn das Immunsystem auf eigentlich harmlose Bestandteile von Lebensmitteln reagiert. Was ist die Ursache solcher allergischer Reaktionen und wie kann man sie diagnostizieren und behandeln?

Mitarbeiterin Frauke vor dem Berge


Frauke, heute wollen wir über Lebensmittelallergien sprechen. Kannst du uns kurz erklären, was bei einer solchen Allergie im Körper vor sich geht und welche Symptome auftreten können?
Bei einer Lebensmittelallergie reagiert das Immunsystem auf Eiweiße in der Nahrung, so als wären sie Fremdkörper.


Die Eiweiße binden an spezifische Antikörper, die mit sogenannten Mastzellen verbunden sind. Das sind Zellen der körpereigenen Abwehr. Durch die Mastzellen werden nun Histamin und andere Entzündungsstoffe freigesetzt, die dann die vielfältigen Symptome auslösen können.

Am häufigsten treten Reaktionen im Mund- und Rachenraum und auf der Haut auf, es kommt zu Juckreiz und Schwellungen oder zu Hautausschlägen mit Rötungen und Quaddeln. Der Magen-Darm-Trakt reagiert mit Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Die Beschwerden zeigen sich meist innerhalb einer halben Stunde nach dem Essen, aber spätestens einige Stunden danach. Es können auch Atemprobleme wie Husten, Heiserkeit oder pfeifende Atmung vorkommen. Einige Nahrungsmittel, am häufigsten Nüsse, können auch stärkere anaphylaktische Reaktionen auslösen. Dabei kann es zu Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zum Tod kommen. Außerdem können auch Gesicht und Atemwege anschwellen, was zu Atemnot führen kann.
 
Zuletzt haben wir hier über unterschiedliche Lebensmittel-Intoleranzen gesprochen, zum Beispiel über die Fructose-Intoleranz oder über Zöliakie. Worin besteht der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittel-Intoleranz?
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf einen ungefährlichen Fremdstoff, es werden Antikörper gebildet, die diesen Fremdstoff abwehren sollen. Hierbei spricht man von einer immunologischen Reaktion. Bei einer Intoleranz fehlen Enzyme – zum Beispiel Lactase bei einer Lactose-Intoleranz – oder Transportproteine wie GLUT-5 bei einer Fructosemalabsorption. Durch diesen Mangel an Enzymen oder Transportproteinen können die entsprechenden Stoffe, also zum Beispiel Lactose oder Fructose, nicht aufgenommen und verarbeitet werden. Es handelt sich hier also um eine Unverträglichkeit und nicht um eine immunologische Reaktion.
 
Dann passiert bei einer Lebensmittelallergie also im Prinzip dasselbe im Körper wie bei Heuschnupfen oder einer Allergie gegen Katzenhaare. Gibt es auch einen Allergietest, um eine Lebensmittelallergie zu diagnostizieren?
Genau, auch bei einer Allergie gegen beispielsweise Pollen, handelt es sich um eine immunologische Reaktion. Wenn der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie besteht, können Haut- und Bluttests helfen, den Auslöser ausfindig zu machen. Die Tests finden heraus, ob das Immunsystem auf bestimmte Auslöser übermäßig reagiert.

Beim Prick-Test, wie er zum Beispiel auch bei Pollenallergien angewendet wird, werden mögliche Allergene mit etwas Abstand voneinander auf den Unterarm aufgetragen. Dann wird die Haut an diesen Stellen leicht eingeritzt, damit die Substanzen mit den Abwehrzellen der Haut in Kontakt treten können. Wenn die Haut sich rötet oder juckende Quaddeln entstehen, kann von einer Allergie ausgegangen werden. Bei der Blutuntersuchung wird überprüft, ob der Körper bestimmte Antikörper gegen ein Nahrungsmittel gebildet hat.

Diese Untersuchungen reichen aber meist nicht aus, um eine Nahrungsmittelallergie nachzuweisen oder auszuschließen. Nur weil der Körper Antikörper gebildet hat, muss es nicht zu einer allergischen Reaktion kommen. Es kann also sein, dass Nahrungsmittel gemieden werden, obwohl es nicht notwendig wäre. Oft ist also ein Provokationstest notwendig, bei dem kleine Mengen des verdächtigen Nahrungsmittels unter ärztlicher Beobachtung verzehrt werden. Ein Ernährungs- und Beschwerde-Tagebuch oder eine Auslassdiät können bei der Diagnose unterstützen.
 
Welche Lebensmittel sind denn die häufigsten Allergieauslöser und wie viele Menschen sind von Lebensmittelallergien betroffen? 
Tatsächlich haben deutlich weniger Menschen eine Nahrungsmittelallergie als gemeinhin angenommen. Dies kann daher kommen, dass in den letzten Jahren viel mehr Menschen dafür sensibilisiert wurden und deshalb einige fälschlicherweise vermuten, eine Allergie zu haben, wie man es auch bei Zöliakie beobachten kann. Meist sind viele der Beschwerden vermutlich nicht allergischer Natur, sondern auf andere Unverträglichkeiten zurückzuführen. Etwa vier Prozent der Bevölkerung leiden unter einer Nahrungsmittelallergie. Sie kann in jedem Lebensalter erstmals auftreten. Genauso kann sie auch von alleine wieder verschwinden.

Grundsätzlich kann man auf jedes Nahrungsmittel allergisch reagieren. Trotzdem gibt es einige, die sehr häufig Allergien auslösen: Nüsse, hier vor allem Erdnüsse und Haselnüsse, Obst, zum Beispiel Äpfel, oder Gemüse wie beispielsweise Sellerie. Hinzu kommen Soja, Milch, Eier, Fisch und Meeresfrüchte. Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind auch Kreuzallergien. So können bestimmte Pollenallergien dazu führen, dass man auch gegen ein Lebensmittel allergisch reagiert, wenn sich die Eiweiße ähneln. Eine Allergie gegen Baumpollen kann zum Beispiel dazu führen, dass man auch auf Steinobst und Soja reagiert.

Was würdest du bei einer Lebensmittelallergie empfehlen? Lässt sie sich behandeln?
Das Beste ist, das allergieauslösende Lebensmittel komplett zu meiden. Es empfiehlt sich also, Zutatenlisten ganz genau zu lesen. Es gibt einige Stoffe, beispielsweise Erdnüsse und Sojabohnen, die klar deklariert werden müssen. Das erleichtert die Suche.

Bei nur leichten Beschwerden können, wie bei einer Pollenallergie, Antihistaminika genutzt werden. Schwer Betroffene sollten zudem stets ein Notfallset bei sich tragen und Menschen im Umfeld über dessen Handhabung im Falle eines anaphylaktischen Schocks informieren. Es enthält Adrenalin, Antihistaminika und Kortison, um eine schwere Reaktion zu behandeln und einer Verschlimmerung vorzubeugen.

Die bei Pollenallergien angewendete Hyposensibilierung ist in dem Maße leider bei Nahrungsmittelallergien nicht möglich. Das Verfahren, bei dem der Allergieauslöser in geringen Mengen über einen langen Zeitraum verabreicht wird, soll eine körpereigene Toleranz gegenüber den Allergenen aufbauen und damit die Symptome unterbinden. Bei Nahrungsmittelallergien kann damit meist nur eine leichte Linderung erreicht werden, sodass zumindest geringe Mengen, die unentdeckt in Fertiggerichten und Co schlummern können, vertragen werden.

Vielen Dank!

Weitere Informationen

Bei Lebensmittelallergien reagiert das Immunsystem auf Eiweiße in der Nahrung, so als wären sie Fremdkörper. Dabei spielen auch Kreuzallergien eine wichtige Rolle. So können bestimmte Pollenallergien dazu führen, dass man auch gegen ein Lebensmittel allergisch reagiert, wenn sich die Eiweiße ähneln. Eine Übersicht zu häufigen Kreuzallergien findet ihr hier:

Mögliche Kreuzallergien
Baumpollen, z.B. Birke, Erle, Hasel
Hasel-, Para-, Cashew- und Walnüsse, Mandeln, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Nektarinen, Zwetschgen, Kirschen, Kiwis, Sellerie, Möhren, Tomaten, Soja, Fenchel, Anis, Kümmel, Petersilie, Koriander, Dill, Oregano, Basilikum, Chili u.a.
Gräser- und Getreidepollen
Erdnüsse, Cashewnüsse, Pistazien, Bohnen, Erbsen, Linsen, Tomaten, Bananen, Mangos, Melonen, Soja, Getreidemehle und -produkte (Weizen), Lupinienmehl u.a.
Kräuterpollen (z.B. Beifuß oder Gänsefuß)
Sellerie, Möhren, Tomaten, Paprika, Fenchel, Artischocken, Sonnenblumenkerne, Knoblauch, Kamille, Petersilie, Basilikum, Oregano, Koriander, Anis, Kümmel, Ingwer, Zimt, Pfeffer, Muskat, Curry u.a.
Hausstaubmilben
Krabben, Garnelen, Hummer, Scampis, Krebse, Muscheln, Austern, Tintenfisch, Schnecken u.a.
Latex
Sellerie, Paprika, Tomaten, Maroni, Buchweizen, Avocados, Bananen, Ananas, Mangos, Kiwis, Honigmelonen, Pfirsiche, Feigen, Papayas, Passionsfrüchte u.a.

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