Die Eiweiße binden an spezifische Antikörper, die mit sogenannten Mastzellen verbunden sind. Das sind Zellen der körpereigenen Abwehr. Durch die Mastzellen werden nun Histamin und andere Entzündungsstoffe freigesetzt, die dann die vielfältigen Symptome auslösen können.
Am häufigsten treten Reaktionen im Mund- und Rachenraum und auf der Haut auf, es kommt zu Juckreiz und Schwellungen oder zu Hautausschlägen mit Rötungen und Quaddeln. Der Magen-Darm-Trakt reagiert mit Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Die Beschwerden zeigen sich meist innerhalb einer halben Stunde nach dem Essen, aber spätestens einige Stunden danach. Es können auch Atemprobleme wie Husten, Heiserkeit oder pfeifende Atmung vorkommen. Einige Nahrungsmittel, am häufigsten Nüsse, können auch stärkere anaphylaktische Reaktionen auslösen. Dabei kann es zu Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zum Tod kommen. Außerdem können auch Gesicht und Atemwege anschwellen, was zu Atemnot führen kann.
Zuletzt haben wir hier über unterschiedliche Lebensmittel-Intoleranzen gesprochen, zum Beispiel über die Fructose-Intoleranz oder über Zöliakie. Worin besteht der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittel-Intoleranz?
Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf einen ungefährlichen Fremdstoff, es werden Antikörper gebildet, die diesen Fremdstoff abwehren sollen. Hierbei spricht man von einer immunologischen Reaktion. Bei einer Intoleranz fehlen Enzyme – zum Beispiel Lactase bei einer Lactose-Intoleranz – oder Transportproteine wie GLUT-5 bei einer Fructosemalabsorption. Durch diesen Mangel an Enzymen oder Transportproteinen können die entsprechenden Stoffe, also zum Beispiel Lactose oder Fructose, nicht aufgenommen und verarbeitet werden. Es handelt sich hier also um eine Unverträglichkeit und nicht um eine immunologische Reaktion.
Dann passiert bei einer Lebensmittelallergie also im Prinzip dasselbe im Körper wie bei Heuschnupfen oder einer Allergie gegen Katzenhaare. Gibt es auch einen Allergietest, um eine Lebensmittelallergie zu diagnostizieren?
Genau, auch bei einer Allergie gegen beispielsweise Pollen, handelt es sich um eine immunologische Reaktion. Wenn der Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie besteht, können Haut- und Bluttests helfen, den Auslöser ausfindig zu machen. Die Tests finden heraus, ob das Immunsystem auf bestimmte Auslöser übermäßig reagiert.
Beim Prick-Test, wie er zum Beispiel auch bei Pollenallergien angewendet wird, werden mögliche Allergene mit etwas Abstand voneinander auf den Unterarm aufgetragen. Dann wird die Haut an diesen Stellen leicht eingeritzt, damit die Substanzen mit den Abwehrzellen der Haut in Kontakt treten können. Wenn die Haut sich rötet oder juckende Quaddeln entstehen, kann von einer Allergie ausgegangen werden. Bei der Blutuntersuchung wird überprüft, ob der Körper bestimmte Antikörper gegen ein Nahrungsmittel gebildet hat.
Diese Untersuchungen reichen aber meist nicht aus, um eine Nahrungsmittelallergie nachzuweisen oder auszuschließen. Nur weil der Körper Antikörper gebildet hat, muss es nicht zu einer allergischen Reaktion kommen. Es kann also sein, dass Nahrungsmittel gemieden werden, obwohl es nicht notwendig wäre. Oft ist also ein Provokationstest notwendig, bei dem kleine Mengen des verdächtigen Nahrungsmittels unter ärztlicher Beobachtung verzehrt werden. Ein Ernährungs- und Beschwerde-Tagebuch oder eine Auslassdiät können bei der Diagnose unterstützen.
Welche Lebensmittel sind denn die häufigsten Allergieauslöser und wie viele Menschen sind von Lebensmittelallergien betroffen?
Tatsächlich haben deutlich weniger Menschen eine Nahrungsmittelallergie als gemeinhin angenommen. Dies kann daher kommen, dass in den letzten Jahren viel mehr Menschen dafür sensibilisiert wurden und deshalb einige fälschlicherweise vermuten, eine Allergie zu haben, wie man es auch bei Zöliakie beobachten kann. Meist sind viele der Beschwerden vermutlich nicht allergischer Natur, sondern auf andere Unverträglichkeiten zurückzuführen. Etwa vier Prozent der Bevölkerung leiden unter einer Nahrungsmittelallergie. Sie kann in jedem Lebensalter erstmals auftreten. Genauso kann sie auch von alleine wieder verschwinden.
Grundsätzlich kann man auf jedes Nahrungsmittel allergisch reagieren. Trotzdem gibt es einige, die sehr häufig Allergien auslösen: Nüsse, hier vor allem Erdnüsse und Haselnüsse, Obst, zum Beispiel Äpfel, oder Gemüse wie beispielsweise Sellerie. Hinzu kommen Soja, Milch, Eier, Fisch und Meeresfrüchte. Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind auch Kreuzallergien. So können bestimmte Pollenallergien dazu führen, dass man auch gegen ein Lebensmittel allergisch reagiert, wenn sich die Eiweiße ähneln. Eine Allergie gegen Baumpollen kann zum Beispiel dazu führen, dass man auch auf Steinobst und Soja reagiert.